Kraftvoll Neues wagen

Die Aufbruchsstimmung des Frühlings ist mit nichts zu vergleichen, diese unbändige Kraft, wenn alle Knospen, wohin man schaut, aus ihren Nähten platzen – da fällt das Abschied nehmen gleich viel leichter.

Abschied nehmen? Wovon?!

Du wirst mir wahrscheinlich recht geben, dass es gerade eine sehr herausfordernde Zeit ist – gar nicht so leicht (fast unmöglich), innerlich Ruhe zu bewahren. Diese Zeit verlangt etwas von uns. Sie drängt uns, Abschied zu nehmen von etwas Altem. Das „Alte“ wird für jeden von uns etwas anderes sein.

 

Es kann eine Haltung sein, die so selbstverständlich ist, dass man nie an ihr gezweifelt hat – sie nie in Frage gestellt hat.

Es kann eine Aufgabe sein, der man sich vielleicht viele Jahre voll Leidenschaft und mit Erfolg gewidmet hat. Wo es jetzt Zeit ist, sie in andere Hände zu übergeben, weil eine neue Aufgabe auf uns wartet, die all unsere Aufmerksamkeit und Kraft braucht.

Es kann eine Beziehung sein, eine Freundschaft, ein Wohnort, oder irgendeine andere vermeintliche Sicherheit oder Gewissheit.

 

Es ist ein wirkliches Platz schaffen für all das Neue, was kommen will (und so dringend gebraucht wird). Und ich meine damit eben nicht noch mehr vom Alten, vom Gleichen, vom Gewohnten – sondern tatsächlich neu, neu im Sinne von „anders“. Zugegeben: „anders“ kann sich zuerst einmal gar nicht vertraut und heimelig anfühlen, sondern fremd, unheimlich und leer. Das ist aber nicht verwunderlich – es ist noch SO neu, dass wir noch gar kein Gefühl dazu haben, wir haben es ja noch nie erlebt.

 

Wie geht das Abschiednehmen jetzt?

Manchmal nehmen es einem die Umstände im Außen ab – eine Umweltkatastrophe beispielsweise, die im wahrsten Sinn des Wortes alles mitnimmt, was man aufgebaut hat. Ein plötzlicher Kälteeinbruch, dem die frisch ausgetriebenen Knospen zum Opfer fallen. Eine Krankheit, eine Trennung.

Im besten Fall ist es jedoch unsere eigene Entscheidung, wenn auch schweren Herzens manchmal. Beispielsweise all die wunderbaren Triebe der Rosen zurückzuschneiden im Frühling, weil man weiß, dass sie sich sonst „verzetteln“ in einem kleinen Ästchengewirr, das die schweren Rosenköpfe dann gar nicht tragen kann.

Das heißt entscheiden, welche Triebe schneide ich jetzt und wie tief?

Ein befreundeter Winzer aus dem Seewinkel hat mir vor kurzem von den Knospen der Weinstöcke erzählt: Bei den Weinreben gibt es zu jeder Hauptknospe auch eine Beiknospe als Reserve. Erst wenn beide wegfallen – er erinnert sich da an den Winter 1985, als es viele Tage in Folge Rekordminuswerte hatte – kommt eine schlafende, äußerlich gänzlich unsichtbare Knospe zum Zug. Unter normalen Umständen würde sie das ganze Weinstock-Leben lang schlafen und niemals zum Leben erwachen. Dieses Bild hat mich sehr fasziniert, vor allem übertragen auf mich, auf uns Menschen.

 

Ich hab viel nachgedacht, oder besser nachgespürt – für mich sind es momentan ganz grundlegende Dinge, von denen ich Abschied nehmen darf (voll Liebe und Wertschätzung natürlich für das was sie mir bedeutet haben). Dieses beherzte Zurückschneiden (und nicht auf den Superfrost warten) beschäftigt mich gerade sehr. Wieviel vom Alten muss ganz weg, damit diese besonderen, noch unsichtbaren Knospen aufwachen können und die Chance haben, das Licht der Welt zu erblicken und dann – da bin ich mir ganz sicher – die Welt zu verändern!

 

Danke an die Natur, dass das Neue oft mit so einer Kraft verbunden ist, im Frühling jedenfalls, und man tut gut daran sich von dieser Kraft mittragen zu lassen. Darauf vertrauend, dass es gut wird.

 

Falls du bis hierher gelesen hast, bedank ich mich und freu mich sehr. Ich weiß, deine Zeit ist kostbar. Wenn du Sehnsucht hast, wieder voll und ganz anzuknüpfen an deine Kraft, deine Ruhe, deine Ausrichtung und deine Weisheit, dann lad ich dich zu „Deine Natur.Zeit“ ein – ein Tag, an dem du mit der Natur draußen und mit der Natur in dir kraftvoll in Berührung kommst.

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